Alexander der Trohe.______________________________________________45
benutzte die Gunst der Lage, um ein Heer durch die Thermopylcn zu führen; schon bedrohte er Theben und Athen. Jetzt beschloß das athenische Volk unter dem Eindruck einer flammenden Rede des Demosthenes zur Verteidigung der Freiheit von Hellas den Krieg; es verband sich mit den Thebanern, den alten Gegnern, zur Abwehr des Feindes, und ein athenisch-thebanisches Heer, in dem auch Demosthenes mitfocht, trat dem Feinde ent- ^ gegen. Bei Chäronea wurde im Jahre 338 die Entscheidungsschlacht mronta geschlagen. Der Kampf war hartnäckig und dauerte lange mit wechselndem Glücke; da durchbrach der achtzehnjährige Sohn Philipps, Alexander, an der Spitze der macedonischen Ritterschaft die Schlachtreihe der Thebaner, und nun muhten auch die Athener weichen. Der marmorne Löwe, den man zu Ehren der Gefallenen auf dem Schlachtfelde aufrichtete und der lange in Trümmern lag, ist heute wieder hergestellt.
Theben erhielt eine macedonische Besatzung. Athen wurde um der großen Erinnerungen willen, die sich an seinen Namen knüpften, von dem Sieger geschont und milde behandelt. In Korinth trat eine Versammlung der Abgeordneten fast aller griechischen Staaten zusammen und ernannte Philipp zum O b e r f e l d h e r r n für den Krieg gegen die Perser, der ein Rachezug werden sollte für den Einfall, den einst die Perser nach Griechenland gemacht hatten. Philipp schien den Höhepunkt des Glücks erreicht zu haben; da wurde er im Jahre 336 bei der Hochzeitsfeier seiner Tochter in feiner Hauptstadt durch einen Offizier seiner Leibwache, den er gekränkt hatte, 33€-ermordet.
Iv. pie macedonische Zeit. 338-146.
Alexander der Grotze. 336 — 323.
§ 48. Alexanders Anfänge. Philipps Sohn und Erbe war der damals Alexander, zwanzigjährige Alexander, der eine treffliche leibliche und geistige Ausbildung genossen hatte. Er hatte sich große Gewandtheit und Kraft des Leibes erworben, wie er z. B. damals bewies, als er das Roß Bucephalus bändigte, das niemand hatte besteigen wollen; es trug ihn nachher auf allen feinen Zügen. In den Wissenschaften war Aristoteles, einer der größten Philosophen des Altertums, sein Lehrer; sein Lieblingsbuch waren die Gesänge Homers, die er auch später immer bei sich trug; der Held, dem er nachstrebte, war der homerische Achill. Von der Begierde nach Ruhm war der Jüngling erfüllt; wenn er von einem neuen Erfolg seines Vaters hörte,
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Die Zeit der Vorherrschaft Spartas.
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seinen älteren Bruder Artaxerxes, der vor wenigen Jahren den Thron Bestiegen hatte, zu stürzen und sich selbst die Tiara, die spitze Mütze der Perserkönige, auf das Haupt zu setzen. Er sammelte zu diesem Zwecke ein starkes Heer, das zum größten Teil aus Asiaten bestand, dessen Kern aber 13 000 schwergerüstete Griechen bildeten, welche für Sold in seine Dienste getreten waren; denn auch dies war ein Zeichen des beginnenden Befalls von Hellas, daß viele Griechen, anstatt, wie früher, nur für das Vaterland das Schwert zu ziehen, sich gleich dm Landsknechten zur Zeit des dreißigjährigen Krieges von dem, der ihnen Geld gab, anwerben ließen, um für eine fremde Sache ihr Blut zu verspritzen. Cyrus führte sein Heer bis in die Ebenen Mesopotamiens. Dort kam es bei Kunaxa im Jahre 401 zuräuno$e-Schlacht. Die Griechen, die auf dem rechten Flügel standen, siegten; Cyrus selbst ober, der in wilder Kampfeswut auf feinen Bruder losstürmte, verwundete ihn zwar, fiel aber gleich darauf in dem Getümmel, und nun ergriffen seine asiatischen Truppen die Flucht. So befand sich die griechische Schar in fremdem Lande, ohne Kenntnis der Wege, weit von der Heimat entfernt, in einer höchst gefährlichen Lage; und diese wurde dadurch noch bedenklicher, daß ihre Befehlshaber von den Gegnern zu einer Unterredung verlockt und dabei überfallen und getötet wurden. Da war es ein Athener, Xenophon, auf dessen Betrieb die Griechen neue Befehlshaber wähltenxenoph»^ und den Marsch in die Heimat antraten. Xenophon war, wenn auch nicht Oberbefehlshaber, doch der eigentliche Leiter dieses berühmten, mühseligen, aber endlich mit Erfolg gekrönten Rückzuges der Zehntausend, den er nachher in feiner Anabasts beschrieben hat. Nach Norden durch die armenischen Gebirge ziehend, erreichten sie mit dem Freudenruf „das Meer, das Meer!" die Küste des Pontus und gelangten bald darauf nach den dort gelegenen griechischen Kolonien.
§ 43. Agesilans von Sparta und der korinthische Krieq. Damals stgeftrau».
wurde Agesilaus zum König von Sparta erhoben, ein kluger und tatkräftiger Mann. Er mußte Spartas Machtstellung gegen eine Erhebung mehrerer griechischen Städte verteidigen, die sich verbündet hatten und zu denen auch Athen gehörte. Man nennt diesen Krieg den korinthischen^^ Krieg, weil er sich meist in der Gegend von Korinth abspielte. Ein W wichtiges Ereignis war es, daß die Athener, die diesmal von den Persern unterstützt wurden, mit Hilfe persischen Geldes die langen Mauern wiederherstellten. Auch bei dem Abschluß des Fr i ede ns waren die Perser als Vermittler tätig; so weit war es durch die Zwietracht der Hellenen gekommen, daß ihnen der Perserkönig die Friedensbedingungen vorschrieb.
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§. 30. Die griechischen Frauen.
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persönlich kennen lernten. Sollte eine Ehe eingegangen werden, so fand erst die Verlobung von Seiten des Vaters und dann die Mitnahme der Jungfrau durch den Bräutigam statt, natürlich mit Zustimmung der Eltern und Verwandten. Ausländerinnen wurden von keinem Spartaner geehelicht. Die spartanische Frau, welche im Hause als Gebieterin waltete und von ihrem Manne mit dem Namen Herrin geehrt wurde, erschien öffentlich nur verschleiert. Ihnen war weit weniger Freiheit gestattet, als den Mädchen, welche öffentlich mit unverhülltem Antlitz erscheinen und sogar an den Spaziergängen und Übungen der Jünglinge teil nehmen durften.
Bei dieser Lebensweise ist es erklärlich, daß die Spartanerinnen nicht im mindesten scheu und schüchtern auftraten; im Gegenteil werden sie uns als keck und kühn geschildert. Manche Äußerungen spartanischer Frauen, deren uns eine große Zahl überliefert sind, zeugen zwar von großer Vaterlandsliebe, aber von wenig Weiblichkeit. Wir wollen einige dieser Äußerungen mitteilen. Eine Spartanerin empfing ihren Sohn, welcher der Schlacht entronnen war, mit den Worten: „Es wäre besser, du wärest tot geblieben." — Als die Schlacht bei Leuktra verloren war, trugen die Gattinnen und Mütter der Erschlagenen ein freudiges Antlitz zur Schau, die der Lebenden verbargen ihr schamvolles, trauerndes Auge. — Eine Mutter tötete ihren Sohn, der in der Schlacht nicht stand gehalten hatte, mit den Worten: „Das war nicht mein Sohn!" — Eine andere, welche von ihrem Sohne vernommen hatte, er habe sich durch die Flucht gerettet, schrieb ihm: „Ein übles Gerücht hat sich über dich verbreitet; mache ihm ein Ende oder höre auf zu leben!" — Ein Sohn erzählte seiner Mutter den rühmlichen Tod seines Bruders. „Schämst du dich denn nicht," rief sie aus, „eine solche Reisegesellschaft unbenutzt gelassen zu haben?" — Eine Mutter, welche ihre fünf Söhne in den Krieg geschickt hatte, wartete an den Thoren der Stadt auf Nachricht von dem Ausgange der Schlacht. Als nun jemand kam und auf ihre Frage erzählte, daß alle ihre Söhne umgekommen seien, entgegnete sie ihm: „Darnach frage ich nicht, du feiger Sklave, sondern wie es mit dem Vaterlande steht." Als aber dieser versicherte, es habe gesiegt, rief sie aus: „Gut, nun vernehme ich gern den Tod meiner Söhne." — Ein Bruder erzählte seiner Schwester den rühmlichen Tod ihres Sohnes. „So sehr ich mich darüber freue," entgegnete sie, „eben so sehr betrübt es mich um dich, daß du an der ehrenvollen Reisegesellschaft keinen Anteil genommen hast."
Diese Handlungen und Äußerungen sind unnatürlich und un-
Casfians Weltgeschichte I. 6. Aufl. t>. Ph. Beck. 13
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§. 40, 2. Hannibal in Italien.
241
letztere hörte unterwegs, daß Hannibal unter seinem Bruder Has-drubal ein ansehnliches Kriegsheer in Spanien zurückgelassen und mit einem andern die Pyrenäen bereits überschritten habe. Darum landete er eiligst an der Mündung der Rhone und erwartete seinen mutigen Gegner. Allein nur kleinere Reiterabteilungen stießen in hitzigem Kampfe auf einander; Hannibal mied eine Hauptschlacht und nahm durch das Thal der Dürance den gefährlichen Weg über die Alpen (vermutlich den kleinen St. Bernhard).
Im Vertrauen auf das belebende Wort ihres Führers sahen Hannibals Soldaten den bevorstehenden Anstrengungen und Gefahren entschlossen entgegen und nahten sich willig den schneebedeckten Gipfeln der Alpen. Neun Tage stiegen sie empor, umschwärmt von den feindlichen Alpenbewohnern und bedrängt von mancherlei Mühsal. Hier starrten himmelhohe Felswände steil empor, dort gähnten unergründliche Schluchten ihnen entgegen oder drohten überragende Felsen, sie zu erschlagen, und mancher tapfere Krieger fand durch einen Sturz in die Tiefe den Tod. Erst auf der Höhe schöpfte das niedergebeugte Heer wieder Mut und vergaß in Gedanken an die blühenden Gefilde und reichen Städte der schönen lombardischen Ebene die überstandenen Mühseligkeiten. Allein der Weg bergab war noch viel gefährlicher als der Aufstieg. Die Pferde und Elefanten sanken tief in die Eisund Schneemassen ein und entbehrten jeglichen Haltes; Menschen und Tiere schossen jäh in die Abgründe. Endlich erreichte Hannibal mit dem Reste seines Heeres, das noch 20 000 Mann zu Fuß, 6000 Reiter und einige Elefanten zählte, den Fuß der Alpen, wo er seinen Truppen einige Rasttage gönnte. 15 Tage hatte der Zug über die Alpen bedurft; 5 Monate waren seit seinem Abzüge von Neu-Karthago verstrichen.
Der römische Konsul Scipio war unterdessen zur See aus Gallien über Pisa zurückgeeilt, von da nach Norden gezogen und hatte nach Überschreitung des Po am Ticmus 218 ein Lager aufgeschlagen. Hier erwartete er die Ankömmlinge und schaute mit Verachtung auf Hannibals hungrige, zerlumpte und halb erfrorene Krieger. Allein bald zeigte sich die Überlegenheit der numidifchen Reiter; er wurde gänzlich geschlagen, gefährlich verwundet und verdankte nur dem Mut seines sechzehnjährigen Sohnes, welcher ihn auf feinen Schultern aus dem Schlachtgetümmel trug, die Rettung seines Lebens. Hannibal verstärkte sich daraus durch gallische Hilfsvölker, welche in ihm den Befreier von Roms Herrschaft erblickten und gern zu ihm übertraten, und schlug in der zweiten Schlacht an der Trebia auch den Konsul Sem-
Cassicms Weltgeschichte I. C. Aufl. v. Ph, Beck. jß
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§. 50. Cäsars Macht und Ende.
275
Der Sieg war so leicht gewonnen, daß ihn Cäsar mit den lakonischen Worten: „Veni, vidi, vici!“ (Ich kam, sah, siegte!) nach Rom melden konnte.
Jetzt kehrte der mächtige und glückliche Sieger nach Rom zurück und sah hier Freunde und Feinde in ehrerbietiger Stellung vor sich. Seine Macht und Milde hatte allen Parteihaß besiegt. Aber noch einmal mußte er das Schwert gegen die Pompejaner ziehen, welche sich an Afrikas Nordküste gesammelt hatten. Als er ans Land sprang, fiel er auf die Hand. Die Soldaten hätten dies als eine schlimme Vorbedeutung angesehen, wenn Cäsar nicht rasch die bedeutungsvollen Worte ausgerufen hätte: „Ich halte dich fest, Afrika!" Er besiegte seine Feinde in der blutigen Schlacht bei Thapsus 46, worauf der König I u b a von Numidien und C a t o der Jüngere, der den Untergang der Republik nicht überleben wollte, sich selbst den Tod gaben. Nachdem der letztere am Abend noch unter seinen Freunden den Satz lebhaft verteidigt hatte, daß nur der Weise frei sei, las er in seinem Schlafgemach Platos Gespräch über die Unsterblichkeit der Seele (den Phädo); dann ließ er sich sein Schwert bringen, prüfte die Spitze desselben und durchbohrte sich damit. Als Cäsar später die Leiche Catos erblickte, rief er aus: „O Cato! Ich gönne Dir Deinen Tod nicht, weil Du mir Deine Erhaltung nicht gegönnt hast." Der Rest der Pompejaner floh nach Spanien.
Cäsar wurde in Rom mit großen Ehrenbezeigungen empfangen und feierte wegen seiner Siege in Gallien, Ägypten, Pontus und Afrika einen vierfachen, glänzenden Triumph. Doch noch einmal mußte er gegen die Pompejaner zu Felde ziehen. Diese hatten sich unter den Söhnen des Pompejus in Spanien gesammelt und sich den Legaten und Truppen Cäsars feindlich.gegenübergestellt. Im März 45 eilte Cäsar selbst nach Spanien und besiegte seine Feinde bei Munda 45 unweit Corduba nach schwerem Kampfe, in dem er. nach seinem eigenen Geständnis, mehr für sein Leben als für sein Glück focht. Als seine Scharen zu weichen drohten, stürzte er sich selbst in die vordersten Reihen mit dem Ausruf: „Wollt Ihr mich diesen Knaben ausliefern, dann soll dieser Tag der letzte meines Lebens sein!" Sein Beispiel wirkte, und die Feinde wurden in die Flucht geschlagen. Dieser Sieg gab der Republik den Todesstoß.
Ein fünfter Triumph verherrlichte seine Rückkehr nach Rom. Er wurde als „Vater des Vaterlandes" begrüßt, auf Lebenszeit zum Diktator erwählt und erhielt den lebenslänglichen Titel Imperator, den die Oberfeldherrn sonst nur so lange führten, als ihr
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Dritter Abschnitt. Zweiter Zeitraum.
haften Gallier im Zweikampfe getötet und trug seitdem dessen Halskette (torques) als Siegeszeichen, weshalb er auch den Beinamen Torquatus führte. Damit die Kraft der Römer sich nicht zersplittere und die feindliche Macht im geeigneten Augenblick mit einem Schlage niedergeworfen werde könne, gab er in der Nähe des Feindes den Befehl, daß bei Todesstrafe kein Römer sich in einen Zweikampf mit dem Feinde einlasse. Nun ritt eines Tages sein Sohn mit einigen Freunden aus, um das Lager der Feinde und ihre Stellung auszukundschaften. Sie begegneten dem Anführer der feindlichen Reiterei, und dieser forderte den römischen Jüngling zum Zweikampfe heraus. Der Kampf wurde angenommen, und der Latiner fiel. Als aber die Römer mit der erbeuteten Rüstung in ihr Lager zurückkehrten , und der Konsul den Vorgang vernahm, mußte er zur Aufrechterhaltung der Manneszucht die Strenge des Gesetzes walten lassen, und sein Sohn erlitt die Todesstrafe.
Hierauf näherte sich Manlius Torquatus mit seinem Kollegen Publius Decius Mus dem Feinde, und es kam zur Schlacht am Vesuv 340. Die Latiner fochten wie Löwen und trieben die Legionen des Decius Mus in die Flucht. Da rief Decius: „Ich weiß, ihr unterirdischen Götter, daß ihr heute ein Opfer verlangt und uns zürnt. Wohlan, ich will euch versöhnen durch meinen Tod!" Rasch verhüllte er sein Haupt, ließ sich durch einen Priester den Todesgöttern weihen, sprengte mitten unter das Heer der Latiner und fiel kämpfend als Held. Die Römer, über solchen Opfermut aufs höchste begeistert, stürmten dem unerschrockenen Führer nach und errangen den Sieg. Nach einer zweiten Niederlage bei Trifanuin 340 wurden die Feinde in den beiden folgenden Jahren von den Römern völlig unterworfen. Der latinifche Bund wurde ausgelöst, und die latinischen Städte verloren die Rechte, die sie früher besessen hatten. Die Kriegsschiffe, welche die Römer in der volskischen Stadt Anti um erbeutet hatten, wurden zerstört, und mit den ehernen Schnäbeln (rostra) derselben wurde die Rednerbühne aus dem Forum geschmückt.
Der zweite Krieg gegen die Samniter 326—304. Haß und Eifersucht zwischen den beiden Hauptmächten Mittelitaliens führten zu neuen Grenzstreitigkeiten und zu dem zweiten Samniterkrieg. In diesem hatten die Römer anfänglich große Erfolge. Nach einem kurzen Waffenstillstand aber wechselte das Glück. Der Samnitersührer Pontius wußte die römischen Konsuln Veturius und Post -humius 321 in die caudinischen Pässe (bei Benevenr) zu locken; dort wurden sie eingeschlossen. Sie mußten ihre Waffen abgeben.
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§. 40, 2. Hannibal in Italien.
243
rend sie nach dem scheinbar bedrohten Punkte hineilten, entzog Hannibal seine Truppen der Einschließungsgefahr. Bald darauf drang der römische Reiteroberst Minucius mit einer Heeresabteilung von den Bergen herab hastig gegen Hannibal vor. Dieser lauerte ihm aber aus einem Hinterhalt auf und hätte die Römer gefangen genommen, wenn ihnen nicht Fabius rechtzeitig zu Hilfe geeilt und sie wieder auf die sicheren Berge zurückgeführt hätte. „Dacht' ich's doch", rief Hannibal ärgerlich darüber aus, „daß die Wolke auf den Bergen uns ein Unwetter bringen werde."
Für das folgende Jahr wählte das unverständige römische Volk, unzufrieden über die zögernde Kriegsführung des Fabius, wieder zwei Konsuln, den vorsichtigen Ämilius Paullus und den unbesonnenen Terentius Varro. Beide folgten dem Hannibal, der nach Apulien gezogen war, und trafen sein Heer bei Cannä 216. Hier griff der stürmische Varro an dem Tage, wo er den Oberbefehl führte, gegen den Widerspruch des Ämilius Paullus das Heer Hannibals an, und die Römer erlitten eine vollständige Niederlage. Ämilius Paullus suchte und fand den Tod, mit ihm 50 000 Streiter; nur wenige retteten sich, unter diesen auch Varro. Man erzählt, Hannibal habe nach der Schlacht drei Scheffel goldener Ringe, die den gefallenen römischen Rittern abgezogen worden seien, nach Karthago geschickt. Aber trotz dieses vierten Sieges hielt es Hannibal für ratsam, mit seinem geschwächten Heere einen Angriff auf Rom noch zu unterlassen, sodaß sein Reiteroberst unwillig zu ihm sagte: „Zu siegen verstehst Du, Hannibal, aber den Sieg zu benutzen, das verstehst Du nicht!"
In Rom herrschte auf die Kunde von dieser neuen Niederlage große Trauer; da war kein Haus, welches nicht den Verlust eines Angehörigen zu beklagen hatte, und der Tag von Cannä war, wie der Schlachttag an der Allia, in der Folge ein Buß- und Bettag und in dem römischen Kalender schwarz verzeichnet. Allmählich kehrten die Überreste des besiegten Heeres nach Rom zurück, und der Senat ging dem Konsul Terentius Varro gefaßt entgegen und dankte ihm, daß er an der Rettung Roms nicht verzweifle. Hannibal kam nicht, und die Römer fanden Zeit, sich wieder zu rüsten.
Nach der Schlacht bei Cannä erlosch Hannibals Glücksstern allmählich. Seine alten Krieger lagen auf den Schlachtfeldern Italiens; dem Nachwuchs seines Heeres fehlte es an Zucht und militärischer Tüchtigkeit. Zwar ergriff ganz Unteritalien seine Partei, und die Samniter und Campaner nahmen seine Truppen in Capua freundlich
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I
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306
Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum.
hartherziger Sohn Maxentius Schrecken und Verwüstung; nur im Westen regierte Konstantius milde und versöhnlich, linderte die Leiden des Krieges und hemmte die Christenverfolgungen. Als er auf einem Zuge nach Britannien zu Eboracum 306 starb, riefen die Soldaten seinen Sohn Konstantinus zum Cäsar des Westens aus.
§. 59. Don " " s (fern (Brojjen ßis zum Intergang tfes raeftcömififien Heirfißs 476.
Konstantin der Große 306 (324) — 337 war ein kluger, tapferer, ehrgeiziger Fürst und strebte darnach, die Herrschaft über das ganze römische Reich in feinen Händen zu vereinigen. Als er gegen den Maxentius in Italien zu Felde zog, soll er einst unter der Sonne ein stammendes Kreuz mit der Inschrift: „In hoc signo vinces!" (In diesem Zeichen wirst du siegen!) erblickt haben. Daraufhin trat er 312 zum Christentum über, ließ seinen Legionen statt des Adlers Jupiters eine Fahne mit dem Kreuze Christi, das Labarum, vorantragen und führte sie von Sieg zu Sieg. Nachdem er die Truppen seines Gegners in mehreren Treffen zurückgeschlagen hatte, kam es an der milwischen Brücke vor Rom 312 zum Entscheidungskampf. Maxentius wurde besiegt und ertrank in der Tiber. Konstantin bemächtigte sich der Stadt Rom und beherrschte nun den Westen, während sein Schwager, der harte und unbesonnene Li -cinius den Orient verwaltete. Die gemeinsame Regierung des Reiches konnte aber bei den beiden eifersüchtigen und herrschsüchtigen Männern nicht von langer Dauer sein. In einem Kriege, der zwischen ihnen ausbrach, verlor Licinius nach mehreren unglücklichen Treffen in Thracien 324 Reich und Leben.
Konstantin war nun Alleinherrscher über das römische Reich und erwarb sich als solcher das große Verdienst, daß er die 300jährige Leidenszeit der Christen endete und dem Christentum zum Siege verhals. Schon 313 hatte er durch das Duldungsedikt von Mailand den Christen freie Religionsausübung gewährt; nach der Eroberung des Ostens erhob er 324 das Christentum zur Staatsreligion. Anfangs gewährte er dem Heidentum noch Duldung, später verbot er den heidnischen Kultus. Obgleich er aber schon 312 öffentlich das Christentum angenommen hatte, ließ er sich doch erst taufen, als er sein Ende nahe fühlte, und zeigte auch durch viele Handlungen, daß die christliche Lehre fein Inneres noch nicht durchdrungen hatte. Er ließ nicht nur feinen Schwager Licinius, sondern auch feine zweite
C^9c
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Extrahierte Personennamen: Maxentius Cäsar Konstantin Konstantin
Extrahierte Ortsnamen: Britannien Maxentius Italien Jupiters Christi Rom Maxentius Rom Thracien Mailand
§46 Eroberung Mittelitaliens. §47. Krieg gegen Tarent; Eroberung Unteritaliens. 75
§ 47. Der Krieg gegen Tarent (280—272) und die Eroberung
Unteritaliens.
Lin Krieg mit der reichen griechischen Stadt Tarent gab den Römern J Veranlassung, auch Sübitalien an sich zu bringen. 280-272
1. Ursache des Krieges. Zehn römische Kriegsschiffe näherten sich Ursache ohne feinbliche Absicht, aber gegen einen Vertrag dem Hafen von Tarent;
der tarentinische Pöbel nahm fünf bavon weg. (Ein römischer Gesanbter forberte Genugtuung, würde aber beschimpft. Die Römer erklärten beshalb den Krieg.
2. pqrrhus von Epirus. Die verweichlichten Tarentiner riefen pr,rrhus zu ihrem Schutze den kriegswichtigen, ehrgeizigen König pyrrhus von Epirus herbei; er lanbete mit 25 000 Mann und 20 Kriegselefanten und unterwarf die Tarentiner sofort einer strengeren Zucht.
3. Die Schlacht bei Heraklea. Nach blutigem Kampfe gewann
er besonbers durch seine (Elefanten die Schlacht bei ßeraklea 280.swi bei Dann schickte er einen berebten Gesanbten mit Zriebensvorschlägen nach 280 Rom; boch der römische Senat, eine „Versammlung von Königen", lehnte auf den Rat des alten, blinben Bpptus Elaüdius die Anträge ab. Den römischen Gesanbten Fabricius vermochte pyrrhus tveber mit Golb zu bestechen noch durch seinen größten (Elefanten zu schrecken.
4. Die Schlacht bei ctsftulum. Noch einmal siegte pyrrhus in bei der Schlacht bei Rskulum 279; aber biefer Sieg war durch gewaltige ^279^ Verluste erkauft, so baßpyrrhus ausrief: „Noch solch ein Sieg, und ich bin verloren!" Rls Zabricius ihm einen Vergiftungsanschlag seines Arztes entbeckte, gab er aus Dankbarkeit die römischen (Befangenen frei.
Dann zog er nach Sizilien ab, um für Syrakus gegen die Karthager zu Kämpfen.
5. Die Schlacht bei Beneventum. Drei Jahre später kehrte er
mit geschwächten Kräften nach Italien zurück und würde in der S ch I a ch t stacht bet bei Beneventum 275 geschlagen. (Er gab nun den Krieg gegen Rom ^275*"* auf und kehrte nach Griechenland) zurück, wo er in Rrgos bei einem Straßenkampfe den Tod fanb.
6. Folgen des Krieges. Tarent ergab sich 272 den Römern,
und seinem Halle folgte die Unterwerfung von ganz Unteritalien Unter' 266. Durch den Kampf mit Pyrrhus und den griechischen Pftanzftäbten us* Sübitaliens würden die Römer zuerst mit berbtlbung und Sitte beritaiiens 266 Griechen bekannt.
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